Was macht ein Triathlet zwischen Sonnenaufgang und -untergang?
Die Sonne geht auf Lanzarote am 21.5. um 6.59 auf und um 20.49 Uhr unter.
Axel B. Und Didi F. sind dieses Jahr zum dritten Mal nach Lanzarote zum Ironman gefahren. Das Vorhaben ist die Teilnahme am IM.
Lanzarote gilt als einer der schwersten Strecken der Welt, zumindest ist es die herausragende in Europa. Die Radstrecke hat 2555 Höhenmeter bei sehr körnigem Asphalt. Es rollt überhaupt nicht. Auch auf der Laufstrecke wird bei den Hm mit 357 nicht gegeizt. Nur die Schwimmstrecke ist flach. Aber wir haben es uns ja ausgesucht.
Wk-Tag
Die Sonne geht auf, eine Minute später der Startschuss. Knapp 1.900 Teilnehmer strömen ins Wasser. Ein nebeneinander und übereinander beginnt. So mancher Schlag muss eingesteckt werden. Zwei Runden
sind zu absolvieren. Axel schwimmt Runde 1 in 37 Minuten, ich in 34. Nach dem absolvieren von Runde 1 muss man ca 50 Meter an Land. Beim Anblick meiner Zeit konnte ich mich eines Lächelns nicht
erwehren. Gute Zeit für meine Verhältnisse. Die Ernüchterung folgt nach Runde 2, jetzt stehen weitere 40 Minuten da, Axel schwimmt gleichmäßig wieder 37. Wir kommen beide innerhalb von 30 Sekunden
aus dem Wasser.
Durch den Sand geht's den langen Weg über den breiten Strand zum Wechselzelt, dabei unter der Dusche das Salz abspülen. Neo aus, Helm und Socken aus dem Beutel geholt, Neo verpacken und ab über den Strand zum Radabstellplatz. Langer Weg. Wer meine schlangenartige Beweglichkeit kennt, weiß, dass mir schon das Anziehen der Socken Probleme bereitet. Aber da hat der Veranstalter vorgesorgt. Er hat neben meinem Rad eine solide Bank platziert. Socke rechts angezogen, aber wo ist die zweite? Verloren, geklaut oder sonst was. Muss es mit einer gehen. Schuhe an und durch die gefühlt 500 m lange Wechselzone geschoben. Und los geht es. Es geht von der Ostküste über einen Berg zur Südküste Richtung el golfo. Dies ist einer meiner Lieblingsspots auf der Insel. Aber nicht gerade heute. Der Wind weht mit 35-42 km/h entgegen. Axel schaut auf den Tacho und fährt auf gerader Straße stolze 13 km/h. Aber weiter, immer weiter. Es ist für alle gleich. Es geht durch den Nationalpark Timanfaya und durch die Manche Blanca. In Tinajo begrüßen uns viele Zuschauer an der Strecke, genauso vor dem Club La Santa. Wieder bergauf nach Soo und dann bergab nach Fermara. Hier ist die Gemeinde der Wellenreiter, Kiter und Windsurfer auf dem Wasser. Aber heute haben wir keinen Blick dafür. Der Schnitt liegt hier bei unter 23 km/h bisher. Aber das Schlimmste kommt noch. Der Anstieg über Teguise zum höchsten Punkt, dem Mirador de Harria. Gleich starker Wind immer noch im Anstieg. Aber ist man oben angekommen kann man erst mal verschnaufen, Ûber 5 Serpentinen geht es in schneller Fahrt bergab nach Haria. Hier wird es wieder steil, natürlich bergauf. Der nächste Berg, der Mirador del Rio wartet. Dabei kommt man in der Auffahrt an einem ganz bekannten Bild vorbei, dem Ausblick auf die Insel La Graciosa. Traumhaft, aber genießen kann ich es heute nicht. Am Mirador sind 118 km geschafft, Schnitt immer noch unter 23. aber jetzt wird es schnell. 180 Grad Kehre und mächtig bergab, Rückenwind endlich. Die Abfahrtskünste sind gefragt. 15 km in rasender Fahrt, durch enge Kurven, immer am Limit. Endlich mal über 60 auf dem Tacho. Unten angekommen mit Rückenwind über leicht kupiertes Gelände Richtung Tahiche. Aber jetzt geht es bei mir auch bergab. Die bisherigen Anstrengungen fordern ihren Tribut. Das Tempo muss ich reduzieren. Ein Kreisverkehr mit Richtungswechsel und es geht wieder gegen den Wind. Eben noch 45 km/h, jetzt 10-15. Und dann kommt auch noch das schlechteste Stück bei Nazareth. Eine 4 km Schlaglochpiste. Vorher haben Axel und ich schon darüber gesprochen, Tempo runter. Nur keinen Platten riskieren. Auf guter Straße geht es später weiter, zum Glück mit Rückenwind. Die letzten 20 km rufen, steil bergab zur Ostküste nach Puerto del Carmen. Geschwindigkeiten von knappen 80 kann man bei vorsichtiger Fahrweise erreichen. Die Wechselzone ruft.
Runter vom Rad, Beutel holen, neue Socken an, diesmal zwei. Und los geht es. Zu laufen sind drei Runden, eine 21,5 und zwei10,5. Es läuft. Die ersten 5 km mit 5.30. nur durch die Gehpausen bei den
Verpflegungsstationen werden es 30 Minuten auf den ersten 5 km. Spannende Frage: wann kommt mir Axel entgegen? Bei km 5,5 seh ich ihn. Unsere Wettkampfkleidung sieht man auf die Entfernung wirklich
gut. Wir klatschen uns ab und es geht weiter zum ersten Wendepunkt. Endlich erreicht und jetzt alles zurück. Die Hügel rauf fällt schon schwer. Axel seh ich erst in Runde 2 wieder, da ist er schon in
der dritten. In der Nähe von Start und Ziel stehen Angelika und Nadine B, Dennis und Anne. Sie fragen ob wir etwas brauchen. Ich lass mich mit Salztabletten "verwöhnen". Ich kann die Gels und die
Salztabletten bestimmt wochenlang nicht mehr sehen. Aber heute geht es nicht ohne. Runde zwei ist geschafft. Auch wenn es schwer fällt versuche ich im Laufen zu bleiben. Beim Gehen wird die
Leidenszeit nur noch länger. Irgendwann ist das Ziel nah, die Betreuer stehen im Zielbereich, auch Axel. Der konnte das eben nicht so lange genießen wie ich. Dann der Zieleinlauf. Stolz hochgereckte
Faust, danach ein paar Trãnen vor Mattigkeit. Ach ja, es ist 20.46 Uhr, drei Minuten vor Sonnenuntergang. Daylight finisher.
Axels Zeit super 12.08, meine 13.46.
Jan frodeno, wenn den jemand kennt, wird zweiter in 8.44, der Sieger 2 Minuten vor ihm. Auch für die Pros ein harter Tag. O-Ton Frodeno: Lanzarote muss man einmal überlebt haben.