Mein IRONMAN Canada 2010

 

... zwischen Planung und Wirklichkeit

 

Die Vorfreude war groß, die Vorbereitungen abgeschlossen und nun konnte es

losgehen. Ein letzter Blick in Wetteronline zeigte am Wettkampfort ca. 30 Grad

bei Sonnenschein und gute Aussichten für die nächsten 4 Tage bis zum sonn-

täglichen Wettkampftag an, den ich etwas unter 11 Std. beenden wollte.

In Vancouver angekommen lachte die Sonne und ich hatte eine sehr schöne Tour

mit dem Wagen 6 Stunden  durch die Berge von Britisch Columbia bis zum

Wettkampfort Penticton, der idyllisch zwischen 2 Seen liegt. Dort zur Gruppe von Hannes Spezialtriathlonreisen hinzugestoßen merkte man die nächsten Tagen überall in der Stadt, wie man diesem mit Hawaii ältesten IM entgegenfieberte. Vom Flugplatz bis zu den Bediensteten steht überall IM City als Ortsangabe und hier bekommt man viel davon mit, welchen Stellenwert dieser IM für die Bevölkerung hat. Allein 4.600 Volontiers melden sich jedes  Jahr, um am Wettkampftag tatkräftig zu helfen.

So weit so gut. Nur etwas frustrierend war, dass sich in unserer Gruppe der mir bekannte Hermann Hefti aus der Schweiz nachgemeldet hatte. Er hat seit 10 Jahren immer bei einem Ironman den ersten Platz belegt und war letztes Jahr auf Hawaii 3. in der AK. So war mir klar, dass der erste von zwei Slots in meiner AK (insgesamt 54 Starter ) schon mehr oder weniger vergeben war. Ein wenig bedenklich war, dass von Tag zu Tag und Nacht zu Nacht die Temperaturen kräftig nach unten gingen. So war die Vorhersage für Sa/So mittlerweile auf nachts 7 Grad und übertags bis zu 18 Grad korrigiert worden.

So war es dann auch. Morgens um 7 Uhr beim Start mir 2.830 Teilnehmern hatten wir dann 8 Grad und freuten uns auf das mit 17 Grad doch viel wärmere Wasser. Meine Planung eine 1:06 Std. zu schwimmen konnte ich dann auch einhalten. Eine 1:07 Std. war OK und so kam ich recht gut eingestimmt aus dem Wasser. Dann folgte das so schöne Stripping, d.h., man legt sich auf den Rücken und es kommen sofort 2 Helfer angerannt, die einem den Neo vom Körper ziehen. Tolle Sache!

Jetzt freute ich mich auf die große Runde von 180 km durch die einmalige Bergwelt von BC und hatte ca. 5:30 Std. Radzeit geplant. Die ersten 67 km sind wellig, aber hier war es schon recht windig und böig. Na ja, bis zur Zwischenzeit war ich mit meinem Schnitt von ca. 36 km sehr zufrieden. Dann folgte der erste lange Aufstieg zum Righter-Pass über 11 km. Hier ging es dann so richtig los, der Wind und die  Böen verstärkten sich immer mehr und wir hatten mächtig zu kämpfen. Auf den Rolls danach merkte ich schon, dass ich mein Bike nicht mehr richtig im Griff hatte und mächtig ins wackeln geriet. Was blieb, waren die ersten Versuche, Bergabpassagen herunterzubremsen, um nicht zu stürzen. Und so ging es dann weiter. Starkregen, Kälte mit 7 Grad im schönen Einteiler unseres Tri-Clubs und ein Unwetter am Aufstieg zum Yellowlake von 19 km waren unsere Begleiter bis 172 km.  Da viele Stürze die Folge waren und die Krankenwagen Dauereinsatz hatten, habe ich mich entschlossen, das erste Mal in einem Wettkampf auf den langen Bergabpassagen    (die Längste war 26 km) bremsend im Schneckentempo heil herunterzukommen nach Penticton.  

 

Völlig durchgefroren und ausgekühlt wollte ich dann wie viele andere auch das Rennen beenden. Die Uhr und den Puls im Blick frustrierten mich zusätzlich, als ich eine halbe Stunde später (6:01 Std.) als geplant in die Wechselzone kam.

Doch jetzt ging mir so durch  meinen Kopf, was denn all die Kolleginnen und  Kollegen von unserem Tri-Club, die mir im Vorfeld schon so viele gute Wünsche mit auf den Weg gegeben hatten, dazu sagen  und wie sehr ich diese ent- täuschen würde.

Ich entschloß mich, es 10 km lang zu versuchen. Also wieder positiv denken,  registrieren, dass der starke Regen aufgehört hat und nur noch Windböen für frische Luft sorgen. Und siehe da, nach anfänglicher Quälerei kam ich so langsam wieder in einen Rhythmus. Als mir bei ca. 9 km unsere Betreuer erklärten, dass ich an 5 Stelle läge und die Anderen Zeit verlieren würden, entschloß ich mich, es doch noch zu versuchen, auf den für die Slots notwendigen 2. Platz zu laufen.

Und so quälte ich mich durch und redete mir immer wieder ein, dass es nur ein Trainingslauf sei und die steilen Anstiege auf der Laufstrecke ja viel flacher wären als die tatsächlichen Trainingseinheiten hoch zum Langenberger Sender.

8 km vor dem Ziel am letzten Anstieg vor Penticton hatte ich dann den 2.Platz meiner AK vor mir (jeder muss sich morgens auf die Waden groß sein Alter auftragen lassen) und das Glück, dass die Kräfte bei ihm nachließen.

Sehr glücklich, aber völlig platt, verfehlte ich dann die unter 11 Std. anvisierte Zeit um fast eine halbe Stunden (11:28 Std. und Laufzeit 4:09 Std.), aber letztendlich mit dem Zertifikat für den IRONMAN Hawaii in der Hand werde ich am 9.10.2010 gerne mit dem Einteiler des TriClubs noch einmal diese Procedur auf mich nehmen.

Auch bei den vielen Tri-Club-Mitgliedern, die mir unmittelbar nach meiner Quali so viele Glückwünsche geschickt haben, möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ohne den gedanklichen Rückhalt der vielen Mitstreiter im Tri-Club das Rennen nach dem Radfahren beendet hätte.

 

 

Gruß Alfred

 

 

Übrigens: Den IM Canada kann ich nur wärmstens empfehlen.